Eusebius Mandyczewski

1857 Czernowitz - 1929 Sulz im Wienerwald

erschienen 2017

Was mit dem alten Kaiser an Klängen versank



Ein Wiener Musikwissenschaftler fand in Czernowitz lang verloren geglaubtes Notenmaterial zur kakanischen Musikgeschichte.
Auf den Spuren der ehemaligen Donaumonarchie zu wandern zahlt sich aus. Ein Lied davon - oder besser mehrere Kantaten - kann der österreichische Musikologe Dietmar Friesenegger singen. Der Absolvent der Wiener Musik-Uni und des Konservatoriums vervollkommnet seine Studien an der Cornell University in Ithaca, New York, hat sich aber als Thema das Musikleben in Czernowitz in den letzten Jahrzehnten der Ära Kaiser Franz Josephs gewählt.

Die Musik, so fand Friesenegger heraus, trug viel zum sozialen Zusammenhalt und zum kulturellen Austausch der verschiedenen Ethnien und Religionsgruppen am östlichen Rand des Reiches bei.

Man nahm den Neugierigen aus der ehemaligen kaiserlichen Haupt-und Residenzstadt in der heute Tscherniwzi genannten Hauptstadt der Bukowina (die von 1775 bis 1918 zu Österreich gehörte) mit offenen Armen auf und öffnete ihm die Archive.

Dabei kam Faszinierendes zutage. Vor allem auch Notenmaterial, das nicht nur für die Historie der heutigen Ukraine, sondern auch für die Aufarbeitung der Verknüpfungen zwischen Czernowitz und Wien von Belang ist.

Aus dem Herzogtum Bukowina stammte nämlich Eusebius Mandyczewski, 1857 in Czernowitz geboren, 1929 in Sulz im Wienerwald gestorben - und in der Musikgeschichte als Freund und Betreuer des Nachlasses von Johannes Brahms verewigt. Fast ein halbes Jahrhundert lang war Mandyczewski Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

Als Komponist nicht so erfolgreich wie als Musiktheoretiker und Lehrer, gehört er doch zum buntscheckigen Kulturbestand der Wiener Ringstraßen-Zeit. Wobei einige Kompositionen als verschollen gelten.

Einige davon sind dank Dietmar Frieseneggers Forschungstätigkeit nun in Czernowitz aufgetaucht: drei Kantaten, eine katholische Messe und ein Lied für Chor und Klavierbegleitung. Eine kleine musikhistorische Sensation, zumal der Komponist seine Werke schon in seiner Wiener Zeit für die Aufführung in seiner Geburtsstadt schrieb.

Friesenegger und der Chefdirigent des Akademischen Orchesters der philharmonischen Gesellschaft Czernowitz, Yosyp Sozanskiy, arbeiten nun an der Herausgabe der Partituren, Sozanskiy wird im Herbst 2017 auch mit der Wiederaufführung der Trouvaillen beginnen; natürlich in Czernowitz.

↑DA CAPO